Hubertus Hamm: VI-EW
Die Galerie Leu zeigt vom 22. April bis zum 28. Mai Bilder, Skulpturen und Installationen von Hubertus Hamm. Hamm kommt ursprünglich von der Fotografie, hat diese aber zu einer konzeptuellen und skulpturalen Form weiterentwickelt. Dafür wählt er den Begriff „Dimensioning Photography". Es ist eine reflexive und minimalistische Objektkunst, die das Bild in den Raum entfaltet und dabei unsere Aufmerksamkeit darauf lenkt, wie wir sehen und wie Bilder etwas darstellen oder abbilden. Hamm produziert keine statischen Abbilder, sondern setzt eine dynamische Konzeption von Raum, Licht und Bewegung in Szene, die Einflüsse aus der kinetischen Kunst und Optical Art offenbart. Die Verbindung von Sehen, Bild und Skulptur wird auch im Titel der Ausstellung artikuliert: VI-EW, der das englische Wort für Sehen oder die Sicht in drei gleichwertige Teile aus je zwei Buchstaben und einem Verbindungsstrich aufspannt und sich wie ein Schema für die Rezeption seiner Arbeiten lesen lässt. Auf der einen Seite steht die Arbeit, das Objekt - auf der anderen steht die Betrachterin, die das Objekt erstaunt, irritiert und zwischen beiden spannt sich eine feine Linie. VI-EW beschreibt eine szenische Konstellation, die sich fortwährend verändert, weil das Objekt seine Betrachterin in Bewegung setzt. Damit verändern sich ihre Eindrücke erneut. Flächen gewinnen plötzlich Tiefe, brechen auf und werden durchsichtig. Die Betrachterin spiegelt und verdoppelt sich und verschwindet. Auf diesen individuellen Dialog mit der Betrachterin verweist die Linie zwischen den Buchstabenpaaren im Titel. Sie steht für die besondere ästhetische Erfahrung, die wir mit Hamms Objekten machen können, denn sie frappieren uns nicht nur mit dem Glanz und den Reflexen einer vibrierenden Oberfläche, sondern machen uns auf die Grundlagen und Strukturen dieser Wahrnehmung aufmerksam und d.h. auch auf die Rolle, die wir selbst dabei spielen. So entfalten Hamms Arbeiten eine Poesie des Sehens. (Dr. Björn Vedder)